Der Wellness-Pionier im Bayerischen Wald
Hermann Reischl (links) und die Leidenschaft Hotelier zu sein
Der Reischlhof ist ein Idyll in Alleinlage. Ein stilvolles Top-Wellnesshotel für Menschen, welche intensive Erfahrungen schnellen Erlebnissen vorziehen und die eine Auszeit abseits vom Trubel dem abendlichen Bummel über eine Flaniermeile vorziehen.
Wir sind nach Sperlbrunn, einem kleinen Ort im Wegscheider Land gefahren. Es ist eine gute halbe Stunde Autofahrt von Passau hierher und schon der Weg lohnt sich. Er führt ein Stück entlang der Donau und zweigt dann waldwärts ab. Nach einer gemütlichen Fahrt über welliges Land mit ein paar eingestreuten Dörfern erreichen wir den Reischlhof. Das schmucke Hotel wirkt, als wäre es einfach so in die Landschaft gestreut. Natur pur.
Am Hoteleingang angekommen, weist uns ein Schild darauf hin, was wir hier finden werden: „Nicht daheim – und doch zu Haus“. Wir sind verabredet mit Hermann Reischl, der mit seiner Familie die elterliche Pension zum Top-Wellnesshotel weiterentwickelt hat.
Hermann begrüßt uns mit seinem verschmitzten Lächeln. Angesprochen auf das Schild mit dem Versprechen im Eingang landen wir gleich bei der Frage, was eigentlich Heimat für ihn persönlich sei. Heimat, so seine Überzeugung, das sind primär schöne Kindheitserinnerungen. Es ist der typische Duft von Wiesen und Wald von unseren Streifzügen nach der Schule, die Familie, das Zuhause, die Freunde aus Kindertagen. Manchmal steigen diese schönen Erinnerungen auf ins Bewusstsein und lösen wohlige Gefühle aus.
Er erinnert sich, wie er mit seinen Freunden oft stundenlang im Wald unterwegs war und wie sie dabei die Zeit vergaßen. Manchmal, gesteht er, war es auch ein wenig langweilig. Heute gibt es Momente, da würde man sich gelegentlich einen Hauch von dieser Langeweile zurückwünschen und denkt dann, verdammt, wann habe ich endlich mal wieder Zeit für ein wenig „Nichts“. Im Idealfall kann man seiner Heimat ein Leben lang Kraft schöpfen.
Nun, der Bayerische Wald ist die Heimat von Hermann Reischl und er kennt ihn wie seine Westentasche. Auf die Frage, wo denn seine Grenzen verlaufen, antwortet Hermann mit einem Lachen und meint, der Bayerische Wald beginnt und endet je nach Perspektive für jeden woanders. Doch in einem sind sich alle einig. Die Region hat in den letzten zwei Jahrzehnten den erfolgreichen Strukturwandel von einer unterentwickelten ehemaligen
Grenzregion zu einem attraktiven Lebensraum geschafft und hochwertige Urlaubs- und Freizeitangebote, moderne Arbeitsplätze und spannende Unternehmensansiedlungen realisieren können.
Der Zuwachs an Lebensqualität ist hoch und die Menschen schätzen es, in einer intakten Natur und Kultur leben und arbeiten zu können, so Hermann Reischl. Doch das bleibt nicht unbemerkt, so Hermann. Es lohnt ein kritischer Blick auf die ein oder andere Region in Bayern, um sich klarzuwerden, wie schnell eine aufstrebende Region zum begehrlichen Spekulationsobjekt werden und seine Identität aufs Spiel setzen kann.
Wenn ich montags mit unseren Gästen wandern gehe – ich vertrete gelegentlich meinen Vater – dann erleben wir zusammen den neuen Luxus, so Hermann. Natur und Ruhe pur: nichts hören, nichts sehen, niemandem begegnen. Das ist leiser Luxus. Der Gegensatz dazu wäre, diesen Weg mit hunderten von Wanderern gleichzeitig teilen zu müssen, wie wir es von vielen Zielen im Alpenraum kennen. In gewisser Weise wäre das dann die Zerstörung dessen, was man sucht, indem man es findet. Die Welt hat dafür sogar ein neues Wort kreiert: „Instagramability“
Hermann Reischl ist überzeugt, dass die Zukunft im Tourismus von zwei gegensätzlichen Entwicklungen geprägt sein wird: Massentourismus und Individualtourismus. Dazwischen liegt die tote Mitte. Die heißt nicht umsonst so, so Hermann. Man wird sich entscheiden müssen, was man will. Wir haben uns den Individualtourismus entschieden und planen vorausschauend, investieren maßvoll, behandeln die Menschen um uns herum gut und arbeiten auf Augenhöhe mit ihnen zusammen, so Herrmann.
Das ist auch unser Selbstverständnis als Familienunternehmen. Unser Hotel trägt unseren Namen und unser zentrales Anliegen ist es, dass es allen gut geht. Konzerne mögen da anders denken, mit Niedriglöhnen arbeiten und mehr in Standorten als in Kulturräumen denken. Familiengeführte Hotels wie wir haben uns schon früh mit Themen wie gerechter Bezahlung und angemessenen Arbeitszeiten beschäftigt und Lösungen mit unseren Mitarbeitern in beiderseitiger Wertschätzung gefunden. Wertschätzung, so Hermann ist ein viel bemühter Begriff. Für uns ist es eine Haltung, die nur auf Gegenseitigkeit dauerhaft funktioniert. Das hat sich rumgesprochen und so können wir stolz darauf sein, dass der überwiegende Teil unserer Mitarbeiter aus der Region kommt und viele schon lange mit uns zusammenarbeiten.
Der heute Reischlhof ist aus einem Bauernhof mit einem kleinen Laden heraus entstanden. Wer mutig war, so Hermann, hat den Sprung zum Hotel gewagt und wer sehr mutig war, ein Wellnesshotel erschaffen.
So wie einst die Lebensmittelläden von den Supermärkten verdrängt wurden, könnte es eines Tages auch den Wellnesshotels ergehen. Die Wellnesseinrichtung ist inzwischen ein Basisangebot der Hotellerie und man wird in Zukunft keine zehn Pools und keine zwanzig Saunen mehr benötigen, um einen Vorsprung zu erreichen.
Nachhaltigkeit, stilvolles und wertiges Interieur und ein unverkrampfter authentischer Service, der sich in persönlicher Zuwendung zu den Gästen ausdrückt, werden das Wellness-Ökosystem der Zukunft ausmachen. Architektur und Ausstattung werden zu Muss-Kriterien. Individueller, empathischer Service, zu Begeisterungskriterien werden.
Ein Vorteil für diejenigen, so Hermann, die schon heute ein motiviertes, authentisches und bestens geschultes Team um sich haben. Unsere Gäste bezahlen uns nicht für ein Wellnessprodukt, sondern für Erlebnisse und Erfahrungen, die ihnen motivierte Dienstleister bereiten. Wenn sich Mitarbeiter und Gast von Mensch zu Mensch beispielsweise über Facebook verbinden, dann ist das die höchste Auszeichnung für uns als Gastgeber.
Wenn Mitarbeiter, Gast und Unternehmer sich auf Augenhöhe begegnen, dann ist diese Dreiecksbeziehung in perfekter Balance und alle gewinnen. Als Unternehmer bin ich dafür verantwortlich, dass dieser Zustand entsteht und gehalten werden kann.
Zur Verantwortung eines Unternehmers gehört auch, sich rechtzeitig Gedanken über die Betriebsnachfolge zu machen, so Hermann Reischl. Insbesondere darum, wie es gelingen kann, dass auch die nächste Generation gerne und verantwortungsvoll den Betrieb fortführt. Deshalb so Hermann, wir haben unsere Kinder darin gefördert, neugierig und kreativ zu sein und erdverbunden zu bleiben. Das erreicht man am besten durch das eigene Vorbild. Ein gutes Vorbild ist ein wertvolles Erbe. Denn auch auf die Nachfolger warten Herausforderungen, die weniger nach Geld als nach Haltung, Mut und Willen verlangen werden. In dieser Hinsicht blicken wir zuversichtlich nach vorn.
Auf die Frage, ob es denn einen bestimmten Zeitpunkt gab, ab dem der heutige Reischlhof seinen Anfang nahm, antwortet Hermann in einem Bild: 2010 haben wir die Weichen neu gestellt. Ab 2014 lief der Motor rund und wir ihn mit mehr „Öl befeuert“. 2017 wussten wir, wie viel PS wir auf die Straße bringen müssen, um mitzuhalten. Seitdem läuft der Motor rund.
Gefragt danach, was den Reischlhof unvergleichbar macht, meint Hermann Reischl, die Alleinlage und die Menschen, die ihn mit Leben füllen. Wir konnten unser Hotel zu einer Zeit entwickeln, wo das noch möglich war.
Mit Blick auf Betrieb und Zukunft meint Hermann, da bin ich mittlerweile sehr gelassen. Das hat sich entwickelt. Früher war ich nicht so entspannt. Ansonsten hat mir strategisches Denken und vorausschauendes Handeln immer sehr geholfen. Mich interessiert weniger, was gerade ist, vielmehr bin ich sehr aufmerksam für das, was in der Zukunft liegt und ich wechsle gerne mal die Perspektive und schaue von außen auf unser Haus.
Auf die Frage, ob man als Unternehmer Vorbilder, Leitbilder oder andere Quellen hat, die einen inspirieren, wenn man Rat benötigt, schmunzelt Hermann und meint scherzhaft: Ich lese jeden Tag das Handelsblatt und studiere die Aktienkurse … Nein. Im Ernst gehe ich fünfmal die Woche joggen, 5 bis 10 Kilometer. Das genieße ich und hier und da kommen auch gute Gedanken und Ideen auf. Was das Joggen betrifft, hat mir – wenn man Corona mal etwas Gutes abringen will – die Pandemie geholfen, einen Rhythmus zu finden. Ich bin früher schon gelaufen, aber nicht regelmäßig. Wenn ich jetzt zwei, drei Tage nicht laufe, werde ich unruhig. Früher, wenn ich mit meinen Freunden lief und einer absagte, war ich froh. Heute bin ich fast schon sauer, lacht Hermann.
Schließlich stellen wir noch die These auf, dass wir als Industrieland Genuss nicht können, weil wir eher bereit sind, spontan 100 Euro für Autopflege auszugeben als für gutes Essen. Hermann dazu: Mir geht jedes Mal das Herz auf, wenn ich beobachte, wie italienische Kellner einen Espresso zubereiten, wie viel Aufmerksamkeit und Verve sie da hineingeben. Bei uns in Deutschland wirkt das eher wie eine mechanische Tätigkeit …, den Reischlhof ausgenommen.
Zu guter Letzt, wollen wir noch wissen, wo denn für Hermann Reischl der schönste Ort der Welt liegt: Ohne zu zögern, meint Hermann: Der weltweit schönste Ort ist im Reischlhof und der zweitschönste bei mir daheim.