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HOMESTORY SAUWALD ERDÄPFEL

„Do hintn im Woid wachsn die besten Erdäpfe…“

Eduard und Martin Paminger haben mit viel Leidenschaft, Sachverstand und Ausdauer die Erdäpfel aus dem Sauwald zu einer österreichischen Spezialität geformt und damit sich und ihren Erdäpfelbauern wirtschaftlich solide Zukunftsaussichten geschaffen.

Ich treffe den Geschäftsführer der Sauwald Erdäpfel GmbH, Martin Paminger und seinen Vater, den Gründer der Sauwald Erdäpfel Gemeinschaft in ihrem Hofladen im neuen Erdäpfellager in St. Ägidi. Das Lager ist eine Art Wellnessresort für die Knollen aus dem Sauwald. Alles, was vom Feld kommt, zieht hier in einen hochmodernen Klimaraum ein und lagert in einem Wohlfühlklima. Temperatur, Licht und Luftfeuchtigkeit sind perfekt aufeinander abgestimmt. Schließlich soll Österreichs bestes Erdäpfelsortiment vom Acker bis auf den Teller durchgehend eine gute Figur machen.

Das alles spielt sich in der Gemeinde St. Ägidi hoch über der Donau auf 530 bis 700 Metern Seehöhe ab. Auf den kargen, leichten Urgesteinsböden der Region wachsen schon immer Erdäpfel. Nach dem Krieg war die Region ab 1948 als Erdäpfel-Gesundungsgebiet ausgewiesen. Ein Prädikat, das ausdrückt, dass die Gefahr von Virusübertragungen gering und der Anbau von Saatkartoffeln deshalb besonders günstig ist.

Erdäpfel hatten zu dieser Zeit eine überragende Stellung als Nahrungsquelle für Mensch und Tier. Für über 150 meist kleine Landwirte im Sauwald waren sie eine wichtige Erwerbsgrundlage. Aber mit dem einsetzenden Wirtschaftswunder wurde der Erdapfel vom Fleischverzehr abgelöst und als Futtermittel für die Tiere vom Mais verdrängt.  So ging die Nachfrage nach Saatkartoffeln von Jahr zu Jahr zurück. In den 70er-Jahren rutschte der Saatkartoffelanbau im Sauwald in die Bedeutungslosigkeit ab. Nur ein gutes Dutzend Bauern blieb übrig und überlegte, wie es weitergehen könnte.

Dazu kam, dass zu dieser Zeit die Kritik an der Erdäpfel-Qualität immer lauter wurde und darin gipfelte, dass die Zeitschrift KONSUMENT 1990 eine Titelgeschichte mit der Schlagzeile „Der Erdäpfelskandal“ schrieb und den Produzenten in ganz Österreich die Leviten las.

Eduard Paminger bezeichnet dieses Ereignis rückblickend als Geschenk und Startschuss für den Wandel. Dabei erinnert er sich an eine Begebenheit, die für ihn selbst zum Schlüsselmoment für die Sauwald-Erdäpfel wurde: „Wir haben schon immer einen Teil unserer Erdäpfel selbst vermarktet. Unter anderem deshalb habe ich 1981 von einem Skiclub den Kleinbus erworben, ihn zum Verkaufsfahrzeug umgebaut und bin damit weit rumgekommen.  (Bild) Unter anderem zu einem Wirt im benachbarten Pramtal. Beim Ausladen der Erdäpfel sprach mich seine Nachbarin an, wo ich herkäme und ob ich Erdäpfel hätte. Ich antwortete: „aus Ägidi“. Darauf sie: „Ah dös woas ma eh, dass do im Woid hintn die bestn Erdäpfe wachsen“. „Ich hörte nur „im Woid hintn“ und war verärgert, galten wir im Sauwald doch damals als rückständig und abgelegen. Zumindest war das das Bild von außen. Auf dem Heimweg war ich in Gedanken noch immer bei dieser Nachbarin, als es mir dämmerte. Den Moment und den Ort der Erleuchtung weiß ich noch heute ganz genau. Mir wurde schlagartig klar, dass sie sagte: „Da im Woid hintn wachsen die besten Erdäpfe!“ Und ich fragte mich, warum schreiben wir das nicht auf unsere Erdäpfelsäcke?“

Fortan ließ Eduard Paminger Kärtchen drucken, auf deren Vorderseite Sauwald-Qualitätserdäpfel mit Sortenbezeichnung und Kocheigenschaften und auf der Rückseite der Name des Bauern stand.

„Uns war klar geworden“, so Eduard weiter, „dass wir nicht nur beste Erdäpfel produzierten, sondern ihre besondere Qualität auch im Verkaufsregal sichtbar machen mussten, um uns über möglichst attraktive Kriterien vom Wettbewerb differenzieren zu können“.

So ein Kriterium war die kleinbäuerliche Struktur. Sie war Fluch und Segen zugleich. Einerseits konnte die Produktionsgemeinschaft dadurch die Sortenvielfalt aufrechterhalten und exzellente Erdäpfel produzieren, zum anderen war der einzelne Bauer aber nicht mehr in der Lage, seine Erdäpfel selbst wirtschaftlich zu vermarkten. Daraufhin rief Eduard Paminger ein Projekt ins Leben, um klare Produktionsrichtlinien, ein lückenloses Qualitätsmanagement, die laufende Fortbildung der Mitglieder und ein Klima für Innovationen zu ermöglichen. Dazu gehörte unter anderem auch die Einführung der Kartonverpackung, die bis heute österreichweit einzigartig ist.

Inzwischen hat sich daraus eine Premiummarke gebildet, das Projekt ist zur Institution geworden und wird inzwischen von Martin Paminger als Sauwald Erdäpfel GmbH geführt. „Vom Anbau bis zur Vermarktung machen wir alles gemeinschaftlich“, betont Martin Paminger. „Das Produkt ist der Star“, sagt er und meint damit, dass sich nur Sorten im Anbau durchsetzen, die auch die Kunden attraktiv finden und die besonders schmackhaft sind.

Martin Paminger ist ein umsichtiger Unternehmer, der die Bezeichnung verdient. Er achtet auf jedes Detail. Nicht nur die Spitzenqualität der Erdäpfel ist ihm wichtig, auch das Betriebsklima mit den Bauern liegt ihm am Herzen. Sortenwahl, Anbau, Pflege und Ernte, alle Phasen werden laufend daraufhin untersucht, inwieweit sich für seine Bauern Wertschöpfungspotenziale ausmachen lassen. Martin erläutert: „Die Landwirte arbeiten zum Beispiel beim Sortieren und Einlagern ihrer Erdäpfel mit und können ihre Wertschöpfung erhöhen.  Gleichzeitig können sie ihre Ernte vergleichen, voneinander lernen, sich austauschen und Schlüsse für den künftigen Anbau daraus zu ziehen.

Und dann spricht Martin einen Merksatz aus: „Der Erdapfel ist eine intensive Frucht und will seinen Bauern jeden Tag sehen“.

Der Achtsamkeit für die vielen Details ist mehr als berechtigt. Der Erdäpfelanbau ist sehr kostenintensiv. Pro Hektar entstehen schnell Kosten von zwei bis drei Tausend Euro, bevor es überhaupt zur Ernte kommt. Es ist nicht so, wie man vielleicht meinen mag, dass man einfach eine Kartoffel in der Erde vergräbt und im Herbst die Früchte herausholt.

Angesichts dieser Tatsache gilt der Bodenbeschaffenheit eine besondere Aufmerksamkeit der Bauern. Eduard Paminger bezeichnet den Boden als Schlüssel für den Geschmack der Erdäpfel und erklärt, warum die Sauwald-Erdäpfel ein besonderes Aroma haben. Eduard erklärt: „Unser Sauwald liegt auf rund 400 Quadratkilometern auf einem Urgesteinverwitterungsboden. Dieser Boden enthält das Vielfache an natürlichem Kalium im Vergleich zu anderen Böden. Kalium ist für die Bildung von Stärke verantwortlich und die Stärke für den Geschmack“.

Den Boden behandeln die Bauern daher wie ein rohes Ei. „Seine Bearbeitung erfolgt ausschließlich mechanisch und eine vierjährige Fruchtfolge ist Pflicht, um die Bodengesundheit dauerhaft zu erhalten“, so Eduard.

Wenn der Erdapfel im Herbst den Boden verlässt, beginnt die letzte Phase seiner Pflege. Hierfür hat die Sauwald Erdäpfel GmbH ein hochmodernes Klimalager errichtet und zahlreiche Maßnahmen ergriffen, dass der Erdapfel nicht vorzeitig keimt und auch seine Lagerung den ökologischen Anforderungen gerecht wird. Martin Paminger betont, dass sie keinerlei Keimhemmer einsetzen und auf natürliche Faktoren setzen. Sauwald-Erdäpfel werden nicht gewaschen, nur gebürstet und lichtgeschützt in Kartons verpackt.  Ein kleines Sichtfenster ist auf der Rückseite der Verpackung angebracht und verhindert so den Lichteinfall. „Das ist unsere Form von natürlichem Keimschutz, simpel, umweltverträglich und praxisbewährt“, resümiert Martin.

Eine weitere Säule für die Sicherung des Wettbewerbsvorsprungs bildet der eigene Versuchsgarten. „Grundsätzlich“, betont Martin Paminger, „gibt es in Europa vielleicht noch zwei Handvoll Züchter von Saatkartoffeln“. Von dort beziehen auch wir unsere Sorten. Wir geben dem Züchter ein paar Anforderungen wie Farbe, Wuchseigenschaften usw. vor und erhalten eine passende Auswahl von Erdäpfeln. Das können neue Sorten oder aber auch ganz alte sein. Im eigenen Versuchsgarten (Bild) beobachten wir ihre Entwicklung. Am Ende verkosten wir sie und auch unsere Kunden in „Blindverkostungen“. Nur ganz wenige Sorten nehmen diese Hürde und schaffen die Aufnahme in das Kernsortiment“.

Vater und Sohn, Eduard und Martin Paminger, sind bereit. In jeder Hinsicht. Die Erdäpfel sind und bleiben ihre Kernkompetenz auch in Zukunft. Überdies haben sie begonnen, das Sortiment um passende Produkte und touristische Dienstleistungen zu erweitern, um den Erlebniswert eines Besuches in St. Ägidi weiter zu erhöhen.

Eine kleine, feine kulinarische Erlebniswelt haben sie mit dem integrierten Hofladen im neuen Lager schon geschaffen. Die Zukunft hat also schon begonnen. Zum Schluss frage ich die beiden, ob und wie die Marke Sauwald-Erdäpfel auf die Wahrnehmung der Region wirkt. Beide lachen und Eduard Paminger erzählt noch eine kleine Anekdote: „In den 70er-Jahren gab es einen Film über den Sauwald mit dem Titel ‚Die Leute da droben im Wald‘. Im Film hatte man die Menschen der Region interviewt und gefragt: Wo beginnt der Sauwald, und alle deuteten auf dahinten oder auf dort droben. Wenige wollte dazugehören bzw. sich damals zum Sauwald bekennen. Inzwischen hat sich das geändert und wir werden als Region gefühlt jährlich ein wenig größer. Überall gibt es Sauwaldveranstaltungen, Sauwald-Trails, Sauwald-Honig usw., jeder und alles wird mit dem Sauwald verbunden“. „Und das ist gut so“, lächelt Eduard und lehnt sich zurück.

Sohn Martin wird das Unternehmen in die Zukunft führen und das hat sich schon im Kindesalter abgezeichnet, meint Eduard. „Er war schon immer der Bauer und hat früh im Betrieb mitgearbeitet, als ich 1997 Bürgermeister in St. Ägidi wurde“, das hat meine Frau und mich sehr entlastet, auch wenn mein Bürgermeisteramt vielleicht ein paar Jahre zu früh kam, meint Eduard.

Martin selbst ist gerade zum zweiten Mal Vater geworden. Er sagt, „meine Basis ist die Familie. Sie ist der Ruhepol, den man braucht, um so ein Geschäft erfolgreich führen zu können“. Und auch er denkt schon gelegentlich darüber nach, wie es mal ist, wenn er so alt sein wird, wie sein Vater heute. „Dann hoffe ich“, sagt Martin, dass 

ich den Betrieb, so wie ich ihn übernommen habe, auch erfolgreich weitergeben werde können. Den Grundstein dafür haben die Pamingers und ihre Bauern i

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